Wie sind die Weihnachten in Bratislava?
Das letzte Herbstdrittel gehört dem Advent. Nach ihm sind schon die Weihnachten da
Es ist die Zeit, wann wir uns in unseren geographischen Breitenlängen zum freigiebigsten Abendbrot des Jahres setzen, uns ausruhen und uns daran erinnern, was im Leben wirklich wichtig ist. Es sind die beliebtesten Feiertage des Jahres, an welchen wir das Tempo verlangsamen und Kräfte sammeln. Soweit es möglich ist, wir alle bemühen uns diese an solchen Orten zu verbringen, welche wir für unseres Zuhause betrachten. Hunderttausende Menschen auch in der Hauptstadt der Slowakei. Wie sind also die Weihnachten in Bratislava?
Friedlich. Mit der Abenddämmerung am Heiligabend wird die Stadt ruhiger, der Verkehr kleiner und das Leben langsamer. Viele Menschen machen sich auf den Weg in den Heimatort und in Bratislava bleiben so während den Weihnachten meistens nur die Altansässigen und diejenigen, die während diesen Feiertagen arbeiten.
Nach dem vorweihnachtlichen Getümmel, wann sich alle bemühen im Vorsprung alles Notwendige zu erledigen, letzte Geschenke und Vorräte nachzukaufen und baldmöglichst zu Hause zu sein, kommt die Entspannung. Der öffentliche Stadtverkehr beginnt am Vorabend im speziellen Urlaubsregime zu fahren, Geschäfte und Dienste machen zu und auch die Autos fahren irgendwie vorsichtiger. Mit dem Heiligabend rückt dann der Trubel der Großstadt der häuslichen Behaglichkeit weg.
Dann tritt die echte Zeit der fröhlichen Erwartung ein und vor allem die Kinder erleben die Momente des Glücks, das wirklich unbezahlbar ist. Spätabends gehen die römischen Katholiken zu den feierlichen Mitternachtsgottesdiensten und alle, die zu dieser Zeit draußen sind, freuen sich über die allgegenwärtigen Symbole der Weihnachten.
Der Adventskranz, den wir heute kennen, stammt aus dem deutschen evangelischen Umfeld. Die deutschen Protestanten verwendeten die Kränze aus grünen Pflanzen in der Adventszeit schon vom 16. Jahrhundert, die Tradition des Adventskranzes entstand erst in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts.
Hinter der jetzigen Gestaltung des Adventskranzes steht der evangelische Pastor Johann Hinrich Wichern. Er weihte das Leben der Erziehung der Kinder, der Hilfe den Armen und Hilfsbedürftigen. Neben der theologischen und erzieherischen Tätigkeit veröffentlichte er eine Monatsschrift, gründete das Netz der Herbergen für die Wanderer und machte sich auch Verdienste bei der Reform der Verhältnisse in dem preußischen Gefängnissystem.
Für arme Kinder, gestörte Jugendliche und Geisteskranke errichtete er im Jahre 1833 ein Erziehungs-und Bildungsinstitut in Horn, einem der östlichen Vororte von Hamburg. Verlassene Kinder fanden hier in seiner Obhut das Dach über den Kopf, warmes Essen und die Möglichkeit ein Handwerk zu erlernen. Am Ende des Jahres fragten sie gewöhnlich, wie viele Tage noch den Weihnachten bevorstehen, und so fertigte er im Jahre 1839 einen Holzkranz mit 24 Kerzen aus. Vier dickere weiße Kerzen symbolisierten die Zahl der Adventssonntage, die restlichen neunzehn roten die übrigen Tage. Jeden Tag wurde eine weitere Kerze in der Reihenfolge angezündet, die Fragen lassen nach und seitdem war im Heim die Atmosphäre etwas ruhiger.
Dieser Brauch erweiterte sich in den deutschen evangelischen Kreisen, allmählich eigneten sich diesen Brauch auch die deutschen Anhänger der römisch-katholischen Kirche an und seit den 20.Jahren des 20.Jahrhunderts verbreitete er sich in die ganze Welt. In der Gegenwart ist er ein typisches Element des westlichen Christentums, diesen gebrauchen auch die Anhänger der ostchristlichen Religionen, welche in der Sphäre des Einflusses des lateinischen Ritus leben.
Der Kranz bestand am Anfang aus einem hölzernen Rad und Kerzen, später kamen Reisig, Schleifen und folgend verschiedene Dekorationen zu, verbunden mit der Winterzeit. Die Zahl der Kerzen reduzierte sich auf vier oder fünf, diese wurden an die Tür angebracht oder sie hangen von der Decke. Heute werden bei der Dekorierung, Anbringung oder Größe keine Grenzen gesetzt. In Deutschland sind jedoch die klassischen Adventskränze beliebt. Der traditionelle Wichern-Kranz befindet sich alljährlich im deutschen Bundestag.
Auch Bratislava hat ihren Adventskranz. Sie finden ihn wieder auf dem Hviezdoslav-Platz. Jeden Adventssonntag wurde hier eine Kerze angezündet, die letzte am 18.Dezember. Ähnlich wie der nicht weit stehende Weihnachtsbaum, ist auch dieser Adventskranz der größte in der Stadt.
Das Schmücken des Weihnachtsbaumes geht aus den alten slawischen heidnischen Traditionen aus. Der Brauch des Baumschmückens verbreitete sich aus dem Umfeld der baltischen Hansestädte auch in andere Orte der Hanse und begann sich in den deutschen Orten zu verbreiten, in welchen im 16.Jahrhundert die lokale Hanse in ihren Siedlungen mit den Dekorationen und der Beleuchtung der Bäume begonnen hat. Der Brauch des Schmückens mit den Dekorationen wurde auch in den privaten Häusern angewurzelt und im 18.Jahrhundert kam auch das Schmücken mit brennenden Kerzen dazu.
Diese Tradition war Jahrhunderte eine protestantische Angelegenheit und lange Jahre eine überwiegend städtische Sitte. Aus dem Umfeld der deutschen protestantischen Orte verbreitete sich der Brauch des Baumschmückens im 19.Jahrhundert in die Welt. In die Slowakei begann er sich aus dem deutschsprachlichen evangelischen Umfeld zu verbreiten und setzte sich am Anfang an den Orten durch, wo er zum Privilegium der reicheren Haushalte wurde und erst später auf dem Lande. Hier wurde traditionell das Reisig hängend von der Decke geschmückt, am häufigsten über den Tisch.
Im ehemaligen Preßburg als einer deutschsprachigen Stadt erschienen die Weihnachtsbäume relativ früh. Der Brauch einen geschmückten Baum zu Hause zu haben, breitete sich auf dem Gebiet der heutigen Slowakei vom Westen nach Osten allmählich aus und in die bäuerliche Kultur gelang er erst während der Ersten Republik ein, in die Gebiete des östlichen christlichen Ritus erst nach dem zweiten Weltkrieg. Anfangs des 20.Jahrhunderts wurden unter den Baum Geschenke für die Familienmitglieder noch dazu gegeben.
Neben den Haushalten schmückten die Weihnachtsbäume auch die Räume der evangelischen Kirchen und öffentlichen Institutionen, wie zum Beispiel der Schulen. Der ursprünglich protestantische Brauch lehnte die katholische Religion als heidnischen Brauch ab, schließlich setzte er sich auch in dem römischkatholischen Umfeld durch. In der Gegenwart werden in den Städten auf den öffentlichen Plätzen große Weihnachtsbäume aufgestellt. Während zum Beispiel im Vatikan dieser Brauch erst im Jahre 1982 eingeleitet wurde, wurde in Bratislava der erste Weihnachtsbaum schon im Jahre 1925 aufgestellt.
Er wurde auf dem heutigen Platz des Slowakischen Nationalaufstandes aufgerichtet, auf Antrieb des Tschechoslowakischen Roten Kreuzes. Es handelte sich um eine ungefähr 20 Meter große Tanne aus dem Vorstadtteil Železná studnička. Damals war das ein großes Ereignis, die Abholzung der Tanne, aber auch der feierlich aufgestellte und beleuchtete Baum wurde sogar verfilmt. Der Baum wurde noch dazu mit militärischen Reflektoren angeleuchtet. Es handelte sich vor allem um eine karitative Aktion, unter dem Baum haben die Veranstalter Stände und Kassen zur Unterstützung der Armen verteilt. Die Bewohner von Bratislava haben damals vom 6. bis 24.Dezember ungefähr 15 500 tschechoslowakischen Kronen eingesammelt, aber auch mit Kleidung und Schuhen beigebracht. Ein Kilo Brot kostete damals ungefähr 3 tschsl. Kronen, ein Kilo Mehl etwa 4 tschsl. Kronen, ein Liter Milch ungefähr 2 tschsl. Kronen, ein Kilo Brimsen etwa 13 tschsl. Kronen, zehn Eier von 8 bis 9 Kronen und zum Beispiel ein Kilo Rindfleisch von 12 bis 18. Kronen.
In Bratislava kann man heute gleich mehrere Weihnachtsbäume finden. Der größte von den Bäumen steht auf dem Hviezdoslav-Platz, ein weiterer im historischen Stadtkern ist ein etwas kleinerer Baum auf dem Hauptplatz. Finden kann man auch weitere in anderen Stadtteilen. Zusammen mit der weihnachtlichen Dekoration unterfärben sie die feierliche Atmosphäre.
Die Weihnachtsdekoration in der Hauptstadt ist in diesem Jahr etwas enthaltsamer, ihre Schönheit bleibt jedoch erhalten. Sie besteht vor allem aus energiesparenden LED Glühlampen. Die Zeit sich über diese zu freuen wird jedoch kürzer sein, sie wird von den Straßen einen Monat früher entfernt. Die Beleuchtung wird so ungefähr bis zu Drei Königen dauern. Bis dahin werden durch die Stadt auch die Weihnachtsstraßenbahnen gratis fahren, welche mit ihren Exterieuren und Interieuren nicht nur die Kinder erfreuen werden.
Während noch am 25.Dezember im Grunde alles geschlossen ist, beginnt die Stadt am Stefanitag schon allmählich aufzuleben. Wenn die Straßen entvölkert sind, können Sie die Stadt ganz allein erkunden. Die Weihnachten sind wohl die beste Zeit zum Spaziergang, wenn Sie Stille und Einsamkeit bevorzugen. In dieser Zeit stehen alle Tore vieler Sakramentshäuser offen, in welchen Sie die überzeitliche Schönheit und Genius Loci im festlichen Kleid genießen können.
Sie können auch das Theater besuchen. Auch das Nationaltheater. Hier wird das Ballettmärchen „Der Nussknacker“ gespielt, welches gerade mit der Weihnachtszeit nicht wegdenkbar verbunden ist. Das Slowakische Nationaltheater führt neben den sechs Terminen im Januar sogar zwei Vorstellungen am 26.Dezember auf. Die unsterbliche Geschichte bezaubert vor allem die Kinder, aber die Rückkehr in die Phantasiewelt erfreut sicher auch die Erwachsenen. Die bekannteste Weihnachtsgeschichte beginnt um elf Uhr Vormittag und um fünf Uhr am Vorabend.
Die beliebtesten Feiertage des Jahres sind ein guter Anlass in die Natur zu gehen, mit welcher Bratislava umringt ist. Besuchen Sie zum Beispiel den Gebirgspark, Kačín, Eisenquelle oder Gemsenberg. Ein Spaziergang im Hügelgelände und an der frischen Luft ist bei so vielen festlichen Speisen durchaus bekömmlich. Zu Weihnachten ist in den letzten Jahren das Wetter wärmer und der Schnee wird während den Festtagen zu einer Seltenheit. Egal ob Sie die Dächer der Stadt mit Dezemberschnee überzuckert sehen werden oder nicht, das Panorama lohnt sich sicher aus.
Und wie sah ein typischer Heiligabend in der bürgerlichen Familie in Bratislava aus? Er begann mit dem Trinkspruch mit einem heißen weihnachtlichen Alkoholgetränk und Oblaten mit Honig und Knoblauch. Mit wärmendem Wärmlich, einem Getränk, welches an das mittelslowakische „Hriatô“ erinnert, erwärmten sich die Bewohner der Stadt an kalten Abenden den ganzen Winter lang, nicht nur zu Weihnachten. Im alten Preßburg dominierten früher an der Heiligabendtafel vor allem Hülsenfrüchte, Getreidefrüchte und die daraus gekochte Breie. Zu diesen gehörten Bohnen-, Linsen- und Haferbreie, aber auch Christkindbrei, den wir heute als Grießbrei kennen.
Die Stadtbürger aßen später zu Weihnachten mit Wohlgefallen Sauersuppen, Fische, Kuchen mit Füllungen, exotische Früchte, Qualitätswein aus eigenen Weinbergen oder Liköre. Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag wurden gebratene Truthenne, Bratwürste, Pasteten, Wildfleisch oder Schweinefleisch gegessen. Die Bewohner von Preßburg hatten keine für heute typische Sauerkrautsuppe, aber eine Fischcremesuppe. In den evangelischen Haushalten war diese auch mit Fleisch von den gekochten Fischköpfen, Schwänzen, Flossen, Haut, Fischmilch, Laich und Leber. In den römischkatholischen Familien, wo die Faste eingehalten wurde, wurde diese ohne Fleisch zubereitet, zum Beispiel mit Grieß. In der Weihnachtssuppe konnten kein Wurzelgemüse, aromatische Gewürze oder ein wenig Weinbrand fehlen. Es wurden auch Kuchen gebacken. Zum Beispiel der Stadtteil Weinern war durch seine Strudel, gefüllt mit Nüssen, Mohn, Marmelade oder Topfen, berühmt.
Falls Sie sich an die Weihnachtsatmosphäre erinnern möchten, welche früher in Preßburg herrschte, versuchen Sie einige der traditionellen lokalen Gerichte zu bereiten. Oder besuchen Sie zwischen den Feiertagen eins der Restaurants oder Konditoreien, welche die Spezialitäten der Preßburger-Küche anbieten.
Viele Menschen, vor allem die jungen, suchen in Bratislava zwischen den Feiertagen auch die Schnell-Imbiss-Betriebe auf. Man muss sich auch von den weihnachtlichen Leckerbissen ausruhen, deswegen wählen auch Sie zum Beleben ruhig etwas Gutes aus dem Angebot der Straßenküche aus.
Ob Sie die Weihnachtsfesttage und die Jahreswende wie auch immer erleben, genießen Sie diese nach Ihrem Geschmack, aber vor allem in Gesundheit. Also glückliche und lustige Weihnachten.